Thüringen muss für Studienabsolventen wieder attraktiv werden – Konzept durch Landesregierung notwendig

 

Zur Bundesdelegiertenversammlung des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Berlin brachte der Thüringer RCDS den Antrag ein und fordert jetzt das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft auf, sich für ein gemeinsames Projekt zur Kooperationsstärkung zwischen den Hochschulen und lokalen Unternehmen einzusetzen. Neben einiger anderer Maßnahmen sollen so Studienabsolventen im Freistaat gehalten werden und die Abgänge in andere Bundesländer reduzieren. „Die umfangreichen Möglichkeiten der alternativen Arbeits-Attraktivitätssteigerung für Absolventen müssen mehr in den Fokus gerückt werden“, betont die Thüringer RCDS-Vorsitzende Franca Bauernfeind und fordert die Erarbeitung eines detaillierten Konzeptes durch die rot-rot-grüne Landesregierung. 

Die ostdeutschen Länder sind der größte Finanzier, haben davon jedoch nur wenig Mehrwert. Es werden viele junge Menschen ausgebildet, die dann nach Hamburg, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg ziehen und die Investitionen der neuen Bundesländer in Bildung verpuffen lassen. Die Zahlen sind vernichtend: Bei einer Befragung im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ kam heraus, dass 59 Prozent der Absolventen Thüringen nach ihrem Studienabschluss wieder verlassen. Lediglich jeder Vierte will dem Land die Treue halten. Gleichzeitig ist die Zahl an Personen, welche aufgrund ihres Arbeitsplatzes von außerhalb der Landesgrenze zuziehen, gering. Und wenn für die erste Beschäftigung erst einmal Thüringen verlassen wurde, geschieht ein Rückzug nur in den seltensten Fällen zu vier Prozent. 

Ein Kernelement zur Attraktivitätssteigerung stellt deshalb die bessere Verzahnung der Hochschule mit den Unternehmen vor Ort dar. Dies schließt eine Stärkung der Eigenverantwortung im Betrieb, verstärkte Gründerunterstützung, Familienfreundlichkeit und vereinfachte Integration am Arbeitsmarkt ein. Die Hochschulen müssen die Möglichkeit bekommen, gemeinsam mit den Unternehmen an den jeweiligen Hochschulstandorten individuell diese Elemente zu erarbeiten, indem sie auf den Pool des Projektes und die Unterstützung und Expertise im Kultusministerium auf Landesebene zurückgreifen können: „Vor allem in der Konzepterarbeitung sieht der RCDS deshalb das Wissenschaftsministerium in der Verantwortung.“

Die Projektidee umfasst drei Kernelemente. Zum einen die Schaffung von Strukturen zwischen insbesondere (Fach-)Hochschulen und lokalen Unternehmen, welche den Absolventen einen fließenden Übergang in eine sichere und mit Verantwortungskompetenzen ausgestattete Arbeitsstelle ermöglichen. Zum anderen müssen alternative Vorzüge von Seiten der Unternehmen gemeinsam mit den Hochschulen ausgearbeitet werden, was die Disparität der monetären Möglichkeiten kompensiert. Es sollte den bevorstehenden Absolventen schon vor Abschluss des Studiums der Vorzug dieser Alternativen am Standort Ost verdeutlicht werden, um sie vom Verbleib zu überzeugen. 

Weitere Maßnahmen zur Setzung von Anreizen können der Wegfall von Probezeiten und Befristungen sein. Ein sicherer Arbeitsplatz steht bei Absolventen derzeit so hoch im Kurs, dass dafür auch auf Geld verzichtet wird - bis zu 300 Euro netto pro Monat können das sein. Außerdem zeigte sich anhand der Untersuchungsergebnisse der Studienreihe, wie wichtig unternehmerische Investments in familienfreundliche Arbeitsumgebung und -flexibilität sind. Demnach sind Absolventen je nach Art und Umfang der Maßnahmen (flexible Arbeitszeiten, Kita-Angebot etc.) sogar bereit, auf bis zu 500 Euro netto pro Monat zu verzichten.

„Wir fordern deshalb ein Konzept der Landesregierung, wie sie den Abgang der Studienabsolventen verhindern möchte und welche Maßnahmen und Projekte sie dafür ergreift. Es bedarf eines breit aufgestellten und mit verschiedenen Akteuren erarbeiteten Maßnahmenpaketes, das den Studenten schon frühzeitig eine langfristige Perspektive aufzeigt. Genau wie die zukunftsfeste Sanierung der Hochschul-Infrastruktur, wo die Regierung nach wie vor hinterherhinkt, ist dies bedeutendes Thema für den Wissenschaftsstandort Thüringen“, unterstreicht Bauernfeind.