Investitionsstau an Hochschulen: Regierung bleibt Lösungsvorschlag weiter schuldig – Rektoren müssen mehr Mitsprache bekommen
Ende des letzten Jahres war der marode bauliche Zustand der Universität Erfurt, der akut den Lehrbetrieb gefährdet, das bestimmende Thema in der Thüringer Hochschullandschaft. Jetzt wurde bekannt, welch großes Ausmaß der Sanierungsstau im gesamten Hochschulsektor des Freistaates wirklich einnimmt.
Das Erfurter Audimax ist seit Anfang 2015 wegen Schimmelbefall, Einsturzgefahr und Brandschutzmängeln gesperrt, sodass die Studenten tagtäglich in die marode Parteischule pendeln müssen. Die mehr als halbstündige Fahrt ist ein für viele Studenten nicht hinnehmbarer täglicher zeitlicher Aufwand.
„Es kann nicht mehr von kurzen Wegen und gut erreichbarer Infrastruktur die Rede sein. Im bundesweiten Wettbewerb um die Studenten ist dies ein entscheidender Nachteil“, kritisiert der Thüringer RCDS-Vorsitzende Hans-Georg Creutzburg. Der RCDS startete eine umfangreiche Unterschriftenaktion, bei der mehrere hundert Studenten ihre Stimme abgaben und sich für die Errichtung moderner Infrastruktur an ihrer Uni aussprachen.
Nur wenige Monate später wird nun das gesamte Ausmaß des Sanierungsstaus der Thüringer Hochschulen bekannt. Alleine für Erfurt werden über 70 Millionen Euro benötigt, im ganzen Freistaat fehlen Bauprojekte im Wert eines hohen dreistelligen Millionenbetrages. Im Zuge ihrer Hochschulstrategie stellt die Landesregierung bis 2020 aber nur 275 Millionen Euro ein – ein Bruchteil dessen, was letztlich benötigt wird. „Wir sehen nicht, wie sie damit den Investitionsstau abbauen wollen. Vor allem ab 2019 wird dieses Problem deutlich, denn von da an fallen auch die Bundesmittel weg. Deshalb muss jetzt in Zeiten des Steuerbooms gehandelt werden“, kritisiert Creutzburg das Zögern von Rot-Rot-Grün.
Zwar möchte die Landesregierung einige prioritäre Baumaßnahmen angehen, eine zukunftsfähige Strategie lässt sich aber nicht erkennen: „Es geht darum die Hochschulen im Ganzen zukunftsfähig zu machen, nicht nur die nötigsten, seit teils einigen Jahren brennende Projekte anzugehen. Diese sind zweifelsohne wichtig, machen aber nur einen Teil der abzudeckenden Sanierungsmaßnahmen aus und können nur der Anfang sein. Deshalb braucht die Regierung endlich einen konkreten Plan.“
Ebenfalls kritisiert der RCDS die Auswahl der priorisierten Maßnahmen. Dabei sollte den Rektoren ein größeres Mitspracherecht eingeräumt werden, was allerdings zuletzt am Widerstand des Infrastrukturministeriums scheiterte. „Es sind aber die Rektoren die am besten wissen, wo Maßnahmen umgesetzt werden müssen und Gelder fehlen. Ihnen sollten dahingehend finanzielle Ressourcen auch frei zu Verfügung stehen“, unterstreicht Creutzburg.
Johann Reinhardt Pressesprecher RCDS Thüringen
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